Die untergetauchten Schwimmmeister - warum deutsche Freibäder und ihre Helden aussterben Das Freibad ist ein sehr deutsches Phänomen. Rund 2.8000 gibt es im Land - so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt. Für Generationen war es ein Ort der Gleichheit, eine Bühne, auf der gesellschaftliche Unterschiede verblassten. Hier schwammen die Kinder aus Arbeiterfamilien neben den Sprösslingen der Lehrer und Ärzte, hier saßen die Jugendlichen dicht an dicht auf den Handtüchern, maßen sich im Sprung vom Fünfer oder Siebener, während die Älteren Bahn für Bahn durchs Wasser kraulten. Das Freibad war ein Raum, der allen gehörte - eine Insel der Gemeinsamkeit in Stadt und Land. Aber diese Kultur ist bedroht. Nicht nur, weil viele Kommunen ihre Bäder wegen leerer Kassen schließen mussten, sondern weil die Schwimmmeister auszusterben drohen. Einst Respektsperson, Maitre de Pläsier und Patriarch zugleich, muskulöser, sonnengegerbte Retter, Zuchtmeister mit der Pfeife im Mundwinkel, ist heute nur noch Fachangestellter für Bäderbetriebe. Statt Baywatch auf dem Dorf: Aufpasser, Chemiker, Gärtner. Der alte Lack ist verschwunden - obwohl es noch immer der tollste Beruf der Welt sei, meint Rico Koslowski, Schwimmmeister im sächsischen Oppach und sächsischer Verbandschef der Deutschen Schwimmmeister. Nachwuchs sei kaum zu finden, klagen die Bäder seit Jahren. Viele mussten auch in Sachsen schließen, weil keiner den Job mehr machen will. "artour" hat mit zwei Menschen gesprochen, die beide Seiten kennen. Mit dem Schriftsteller Arno Frank in Wiesbaden, der seine Jugend im westdeutschen Freibad verbrachte und es in seinem Roman "Seemann vom Siebener" zur egalitären Bühne erhebt, zum Welttheater, das er am liebsten gleich zum Weltkulturerbe erklären würde. Und mit Rico Koslowski im sächsischen Oppach, wo das Bad 1936 als "Kampfbad" gegründet wurde. Heute kämpft es ums Überleben und sein 90. Geburtstag steht in den Sternen. Ein Ufo voller Theaterlust: Das Rumpel Pumpel-Ensemble beim Kunstfest Weimar Wie ein Ufo landet die Crew des Rumpel Pumpel Theaters auf Marktplätzen, in Dörfern, auf Parkplätzen und verwandelt diese Orte innerhalb kürzester Zeit in ein völlig absurdes und sehr unterhaltsames Theaterspektakel. Seit sieben Jahren tourt die Schauspielgruppe mit ihrem mobilen Theater durch Deutschland und weiß, was es heißt, einem Publikum zu begegnen, das noch nicht weiß, dass es das sein wird. Diesen Sommer ist das sechsköpfige Ensemble mit drei verschiedenen Produktionen in Thüringen unterwegs und wird auch auf dem Kunstfest Weimar zu erleben sein. "artour" hat das Rumpel Pumpel Theater zum Auftakt ihrer Tour in das thüringische Dorf Schloßkulm begleitet und hinter die Kulissen geguckt. 150 Jahre Winnetou – der deutscheste aller Indianer und sein langes Nachleben Winnetou gehört zu den weltbekanntesten Deutschen des 20. Jahrhunderts. Noch immer gibt es Leute, die glauben, der Häuptling lebte einst in den Weiten des Rio Pecos. Das tat er aber nur in der Literatur, wo über ihn gesagt wird: "Das dichte, dunkle Haar hing ihm in langen, schlichten Strähnen bis weit über die Schultern herab, im Gürtel trug er ein Bowiemesser nebst Kugel- und Pulverbeutel, und aus dem Regentuche, welches er malerisch um die Achsel geschlungen hatte, sah der verrostete Lauf einer Büchse hervor, die vielleicht schon manchem ‚Westmanne' das letzte Valet gegeben hatte." Sein literarisches Geburtsjahr ist 1875, sein Schöpfer heißt Karl May, der fast bis ans Ende seines Lebens behauptete, Winnetou habe tatsächlich gelebt. Erst nach juristischen Scharmützeln räumte er ein, Winnetou von Anfang an als Allegorie auf den "roten Mann an sich" projektiert zu haben. Dessen ungeachtet verkauften sich bis heute 200 Millionen seiner Bücher, es gibt über 30 Verfilmungen, Theaterstücke, Festivals, Fanclubs, die den Häuptling der Mescalero-Apachen als Helden feiern. Trotz vieler Diskussionen um Kolonialismus und "kulturelle Aneignung" ist er bis heute der Vorzeige-Indianer geblieben und mittlerweile populärer als sein Schöpfer. Er inspirierte auch Bully Herbig zu seinem aktuellen Kinohit: "Das Kanu des Manitu". "artour" sagt zum 150. Geburtstag Howhg! Toskana-Häuser - von Terrakotta-Träumen am Reihenhausrand 365 Vorschläge für ihren Abrisskalender liefert Architekturkritikerin Turit Fröbe auch diesmal mit Humor und Schärfe. Vom Gartenzwerg-Balkon bis zum Schottergarten ist das Alltagsgrauen garantiert - neuerdings auch dank des überhandnehmenden und offenbar zurzeit beliebtesten deutschen Stücks Sehnsuchtsarchitektur: das Toskana-Haus. Kulturkalender * Dresdner Band "01099" auf Tour, 23. August in Dresden, ab 26. September erscheint ihr neues Album "Orange" * Filmstart "In die Sonne schauen" am 28. August * "Der Weg des Orpheus", eine musikdramatische Wanderung, Premiere am 22. August im Hofgut Gera, weitere Vorstellungen 23.,24.,26. und 31. August